2016, 21-25 Jahre, 1. Platz

Arc d’hystérie

Kevin Röhl, Berlin (Alter: 25 Jahre)

Mit „Arc d’hystérie“ hat Kevin Röhl eine Installation geschaffen, die optisch und akustisch die im 19. Jahrhundert beschriebenen Phasen der Hysterie aufgreift. Die bogenförmige Skulptur beginnt erst langsam zu zittern, das schwingende Blech setzt akustische Vibrationen frei, bis schließlich die gesamte Skulptur wild flattert. Mit seiner Installation schafft Kevin eine Brücke zum heutigen Verlangen nach dem Quantified Self, dem Drang nach Perfektion durch die ununterbrochene Kontrolle der eigenen Handlungen. Gespeist wird die Skulptur durch die Anzahl entsprechender Hashtags bei Twitter. Der Zufluss dieser Begriffe beeinflusst den Ausschlag des schwingenden Bogens und bestimmt somit den Grad der Hysterie.

Laudatio der Jury:

Hysterische Meldungen auf Twitter sorgen immer wieder für große und kleine soziale Spannungen. Eine vibrierende Nervensäge eben, die uns fortlaufend updatet. Daran anknüpfend geht die Idee von Arc d’hysterie auf die älteste aller beobachteten psychischen Störungen zurück: die Hysterie. Die Installation überträgt das hysterische Verlangen nach ‚Quantified Self’ auf die vier Phasen der Hysterie, die der französische Neurologe Jean Martin Charcot im 19. Jahrhundert unter dem Phänomen ‘Arc de cercle’ beschrieben hat. Dafür fängt die Installation ‘Quantified Self’ Begriffe aus der Twitter Community ab und nutzt diese als Reiz. Sie reagiert quasi seismographisch auf erregte Gemüter, die sich per Twitter Gehör verschaffen und löst dabei Klänge und Bewegungen aus. Eine gelungene Überführung eines psychischen Phänomens in eine Klangwelt, die die Jury berührt und fasziniert hat. Wir gratulieren herzlich zum ersten Platz in der Altersgruppe 21-25 Jahre.

Projekt: Arc d'hystérie

Laudatio Arc d’hystérie

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