2012, 16-21 Jahre, 1. Platz

"Macintalk - A Mac in dialog with itself"

Kevin Röhl

„Macintalk“ versteht sich als digitales Wesen, welches durch menschliche Attitüde den eigentlichen Rahmen eines Computers verlässt und die Personifikation des Mediums darstellt.
Über die interne Sprachausgabe und -Erkennung reagiert es generativ auf sich selbst und führt automatisierte Arbeitsabläufe aus. Dabei simuliert „Macintalk“ menschliche Arbeitsvorgänge, indem es Mails schreibt, Programme nutzt und soziale Netzwerke betritt.

Datenspendekonto:
Über die Website ist es möglich seine persönlichen Daten, Fotos und Musik zu spenden. Diese werden live von „Macintalk“ verwendet, verändert und an Dritte weiter geschickt.
Die Installation läuft als Performance über ein halbes Jahr, 24h am Tag.

Hintergrund:

Vermenschlichung der Technik:
Die Technik hat schon lange eine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft erreicht und breitet sich zunehmend auf nahezu alle Gebiete aus ? Internet of Things. Dabei werden reale Welten teilweise durch virtuelle Welten ersetzt: was 1996 mit einem Tamagotchi begann, erreicht mittlerweile mit „Augmented Reality Anwendungen“ ein neues Level.
Doch: bis zu welchem Punkt sind wir bereit den Fortschritt der Digitalisierung mitzugehen wenn sich die Grenzen zwischen Mensch und Maschine immer weiter auflösen?

Kritische Technologische Entwicklung:
Dass der vollautomatisierte Computer kein Science-Fiction Produkt mehr sein muss, sondern bereits in der Gegenwart angekommen ist, zeigt die selbstständige, experimentelle Installation „Macintalk“. Der Mac, der mit sich selbst spricht, greift auf die systeminternen Funktionen der Sprachausgabe und -Erkennung zu, welche ursprünglich zur behindertengerechten Bedienung des Computers dienten.
Alle Abläufe sind mit der systeminternen Programmierumgebung AppleScript (seit 1997) umgesetzt. Damit wird eine Applikationsübergreifende Kommunikation und Automatisierung im geschlossenen System möglich. Was ursprünglich für die Automatisierung kleiner Programme gedacht ist, wird mit „Macintalk“ in einer 6-monatigen Performance auf die Spitze getrieben. Ist es möglich das ein digitales Wesen über einen längeren Zeitraum in einem autarken System überlebt und zusätzlich über Kanäle des Internets nach Außen sozial interagiert?

In dem Experiment „Macintalk“ wird die Abhägigkeit zwischen Mensch und Maschine untersucht. Durch die vollkommene Automatisierung wird dem Menschen die direkte Kontrolle entzogen. Der daraus resultierende Kontrollverlust über die Maschine soll einerseits einen provokativen Charakter besitzen. Andererseits könnten dadurch, dass die Maschine nun eine eigene personifizierte Identität sowie ein Eigenleben erhält, beim Betrachter Gefühle der Bewunderung ausgelöst werden.

Datenpolitische Ausseinandersetzung:
Zwischen Social Media Anwendungen besteht eine Dependenz gegenüber dem Benutzer.
Zum einen kann der Benutzer in eine psychische Abhängigkeit von Plattformen wie Facebook geraten. Auf der anderen Seite sind für den Erhalt eines sozialen Netzwerkes möglichst viele Benutzer und private Daten erforderlich, damit diese analysiert für Werbezwecke an Dritte weitergegeben werden können. Was in diesen Fällen auf Seiten des Benutzers meist unbewusst im Hintergrund geschieht, versucht „Macintalk“ mit einem klaren Aufruf zur Datenspende herauszustellen. Die Daten werden live und für Alle sichtbar von „Macintalk“ eingepflegt und nach Belieben verwendet, verändert und an Dritte weiter geschickt. Die Kritik richtet sich dahingehend an die intransparente Datenpolitik sozialer Netzwerke und versucht dem Benutzer ins Bewusstein zu rufen nicht alle Daten öffentlich im Internet preiszugeben.

Macintalk - A Mac in dialog with itself

Laudatio

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